„Kunden brauchen Vertrauen und Sicherheit“
Mit den Bereichen Digitalisierung, Mobilität, Künstliche Intelligenz wird sich auch die Montage- und Handhabungstechnik in den nächsten Jahren weiterentwickeln. Jürgen Noailles, Geschäftsführer der Stein Automation GmbH in Villingen-Schwenningen sowie Mitglied im Vorstand der VDMA-Fachabteilung Integrated Assembly Solutions (IAS), gibt uns in einem Exklusiv-Gespräch einen Überblick über aktuelle Themen und Trends.
Herr Noailles, Sie sind seit einigen Monaten Mitglied im Vorstand der VDMA-Fachabteilung Integrated Assembly Solutions. Welchem Thema nehmen Sie sich hier persönlich besonders an?
Neben den Themen OPC UA, Künstliche Intelligenz und Machine Learning finde ich es wichtig, den Blickwinkel der kleinen und mittleren Unternehmen nicht aus dem Auge zu verlieren. Hier haben wir im IAS-Vorstand einen gesunden Mix aus unterschiedlichen Firmengrößen, die die Mitgliedsfirmen repräsentieren.
Die Montage- und Handhabungstechnik ist Herz der traditionellen industriellen Produktion. Geben Sie uns drei Stichworte, die die Entwicklung in diesem Bereich im Verlaufe der vergangenen zehn Jahre besonders geprägt haben.
Digitalisierung, Mobilität und Optical Vision.
… und bitte drei Stichworte, die die Montage- und Handhabungstechnik in den nächsten zehn Jahren verändern werden.
Digitalisierung, Mobilität, Künstliche Intelligenz
Welche technologischen Entwicklungen sind hierfür besonders wichtig vorangetrieben zu werden? Gibt es Hindernisse bzw. besondere Herausforderungen? Wenn ja, welche?
Die Schnittstellenstandards wie OPC UA müssen zum Beispiel geschaffen und angewendet werden. Sicherlich haben wir weiterhin einen Fachkräftemangel im Bereich Informationstechnologien. Am Markt werden vermehrt Kooperationen mit IT-Firmen geschlossen, um diese Lücke zu schließen. Zusätzlich müssen wir „attraktiv und sexy“ genug sein, sodass wir als Industrieland Deutschland zusätzlichen Kapazitäten aus Inland und Ausland Anreize schaffen.
Mit der fulminanten Entwicklung der Robotik hat die Montage- und Handhabungstechnik ein neues Gesicht bekommen. Welche Entwicklung beeindruckt Sie besonders?
Die Bedienbarkeit der Roboter. Mittlerweile ermöglicht fast jeder Anbieter für Robotik einfach einzulernende Systeme. Das ist gerade beim Fachkräftemangel sehr wichtig.
Inwieweit hat aus Ihrer Sicht die Pandemielage industrielle Prozesse und den Produktionsalltag verändert? Werden dies nachhaltig wirkende Veränderungen sein und die Krise überdauern?
Heutzutage ist es wichtig, ein Auge vor Ort zu haben. Hier hat die Pandemie erfolgreich dazu beigetragen, dass Themen wie Augemented Reality und virtuelle Inbetriebnahmen keine Seltenheit mehr sind. Kunden akzeptieren diese virtuelle Welt aufgrund der Pandemie. Diese Weiterentwicklung – bin ich der Meinung – wird auch nach der Pandemie weiterhin in unserem Alltag präsent sein.
Welche Maßnahmen oder Methoden halten Sie für besonders wirkungsvoll, um einer klimaneutralen Produktion näherzukommen?
Ein großer Bestandteil hierfür wäre eine lokale Produktion. Das „Local for Local”-Prinzip würde sehr viel zum CO2-Footprint beitragen. Hierfür sind hochautomatisierte Produktionen in den jeweiligen Regionen notwendig, die einem Import aus Niedrig-Lohn-Ländern entgegenstehen. Der Einsatz von energieeffizienten Bauteilen ist ein Hauptbestandteil eines grünen Weges.
Sie kennen die Motek als herausragende, bewährte Fachmesse und als traditionellen B-to-B-Marktplatz der Montage- und Handhabungstechnik. Wie wichtig erachten Sie eine Präsenzveranstaltung im Herbst 2021 für die Branche?
In der Tat finde ich es sehr wichtig, dass die Motek als Präsenzveranstaltung umgesetzt wird. Dies erfordert aber auch auf der anderen Seite, dass sich die Pandemie-Lage drastisch verbessert und die Impfstrategie schnellstmöglich vorangetrieben wird, damit die Reisebeschränkung von Unternehmen freizügiger gestaltet wird. In der Investitionsgüterbranche ist es wichtig, Kunden Vertrauen und Sicherheit zu bieten. Dies ist über einen persönlichen Austausch zum Beispiel auf der Motek gegeben.